DL1DXA.de :: 76k8 Packet Radio (70 cm)

Der 70cm-Hochgeschwindigkeitszugang bei DB0TUD

Steffen Köhler DH1DM (Dresden-Omsewitz)

Ulrich Bergt DL1DXA (Dresden-Mobschatz)


Inhalt

Einführung

Technische Beschreibung

Software

Technische Daten

Sende-/Empfangsumschaltung

Technische Bedingungen der Zugangsnutzer

Störungen und Beeinträchtigungen

Abbildungen

Zusammenfassung und Fazit

Quellenverweise


Einführung

Das Digipeater/Mailboxsystem DB0TUD in Dresden-Süd besitzt seit dem 27. Oktober 1998 einen Nutzerzugang im 70cm-Band, der eine Hochgeschwindigkeitsübertragung mit 76800 Baud auf 439,700/434,900 MHz in binärer FSK-Modulation erlaubt. Die Genehmigung dafür wurde seitens der RegTP wegen des experimentellen Charakters dieser innovativen Betriebsart zunächst befristet bis zum 31. Dezember 1999 ausgesprochen. Aufgrund der erzielten Erfolge und positiven Erfahrungen wurde die Genehmigung zum Betrieb des Nutzerzugangs verlängert. Er ist auch zurzeit (2009) noch QRV. Anbei eine kurze Beschreibung sowie eine kritische Einschätzung unseres Projektes.


Technische Beschreibung

Der Highspeed-Zugang ist mit HF-Technik entsprechend dem Breitband-TRX-Konzept nach Alexander Kurpiers (DL8AAU) und Martin Liebeck (DL2ZBN) [1] ausgerüstet. Eine horizontal polarisierte Yagi-Uda-Antenne (ca. 5dB Gewinn) sorgt für die gezielte Abdeckung des Stadtgebietes von Dresden (Abstrahlrichtung Nord/Ost). Als Schnittstelle zum PC-Digipeatersystem kommt ein EPP-Interfaceadapter nach Prof. Dr. Wolf Henning Rech (DF9IC) [3] sowie ein modifiziertes FSK-Modem nach Gunther Jost (DK7WJ) [4] zum Einsatz. Die Softwareplattform bildet PC-Flexnet [5].


Software

Ich nutze PC-Flexnet 3.3g [5] von DK7WJ, insbesondere mit folgenden Modulen:


flex
epp
ftemu

und als Terminalprogramm Graphic Packet V 1.63.

Gestartet wird mit folgendem Skript:

c:
cd c:\ham\packet\flexnet
@echo off
lh flexnet 16
if errorlevel 1 goto exit

rem EPP adapter
EPP 2 /p0x278 /i=5
if errorlevel 1 goto exit

flex
if errorlevel 1 goto exit

rem set Baude rate channel 0 for EPP
FSET MODE 0 76800

rem TXdelay for channel 0; * 10 ms (10 ms)
fset txd 0 1

rem from now only under DOS
rem TFEMU only for SP and GP, not for BCT
tfemu

rem load terminal
cd c:\ham\packet\gp
call gp286.exe

cd .\..\flexnet
:exit
flex /u


Technische Daten

Sender: 439,700 MHz, FM, 100KHz Bandbreite 10W Ausgangsleistung

Empfänger: 434,900 MHz, FM, Doppel-Super 0,5 uV bei 20dB S/N Empfindlichkeit

Duplexer: 2x5 Topfkreise 1,5 db Durchgang, 50 dB Dämpfung

Digitaltechn.: PC AMD 80486DX4 133 MHZ, MS-DOS, PC-Flexnet 3.3g

EPP-Adapter, FSK+-Modem, Echo-Duplex


Sende-/Empfangsumschaltung

Um den Geschwindigkeitsgewinn nicht durch ein zu langes TX-Delay wieder zu verschenken, sind Relais zur Sende-/Empfangsumschaltung ungeeignet. Stattdessen werden PIN-Dioden-Umschaltglieder eingesetzt.

An sie werden folgende Anforderungem gestellt:

Belastbarkeit: > 46dBm

Übersprechdämpfung: > 50 db

Durchgangsdämpfung: < 0,5 dB

hohe Linearität

Mit einem T-Glied mit 3 PIN-Dioden wird eine Umschaltzeit < 0,8 ms erreicht.


Technische Bedingungen der Zugangsnutzer

Die Rechnersysteme der Nutzer sind bis auf die abgerüstete Flexnet-Software und die fehlende Duplex-Fähigkeit entsprechend dem Digipeater-System konfiguriert. Es eignen sich PCs ab 486 DX/66 aufwärts.

Als Terminalprogramme dienen das BayCom-Terminal von Florian Radherr (DL8MBT) [5] sowie Graphic-Packet von Ulf Saran (DH1DAE). Als Protokoll werden bisher sowohl AX25 L2 als auch TCP/IP (unter Win95/98, Win NT) verwendet.

Als Datenquelle diente dabei das am Digipeaterstandort befindliche und über Ethernet gekoppelte TCP/IP-Linux-Wampes-Mailboxsystem.

Inzwischen arbeiten auf der Nutzerseite einige Funkamateure auch mit dem Betriebssystem Linux unter Verwendung neu entwickelter Linux-EPP-Hardwaretreiber.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nutzen vier Funkamateure den 76800 Baud Netzzugang. Weitere Interessenten befassen sich mit dem Aufbau der dafür notwendigen Ausrüstung.

Inzwischen ist ein EPP-Flexnet-Modem auf FPGA-Basis verfügbar, das zu einer erheblichen Reduzierung des Hardwareaufwandes führt, wodurch die Zahl der Nutzer weiter steigen dürfte.

Folgende Erfahrungen wurden bisher gesammelt:

Der Einstieg hat ein positives Echo bei den Packet-Radio-Nutzern hervorgerufen und bietet Raum für die Entwicklung von Applikationen die Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung voraussetzen (digitale Sprach- und Bildübertagung). Dies bietet sich besonders im Falle von DB0TUD an, da dort Digipeater, TCP/IP-Mailbox, Sprachmailbox und ein ATV-Relais am gleichen Standort betrieben werden. Für deren weiteren Ausbau ist eine schnelle Kommunikationslösung unbedingt erforderlich.

Die intensive Nutzung von Hochgeschwindigkeitszugängen erfordert den weiteren Ausbau der Netz-Infrastruktur (schnellere Links und Knotenrechner).

Weitere Nutzer bereiten ihre Sende/Empfangsausrüstung vor. Ein Bedarf zur Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung ist in Dresden gegeben.

Durch den ausbreitungsmäßig günstigen Standort des Nutzerzugangs haben sich bisher keine Probleme bzgl. der erhöhten Anforderungen an den Übertragungskanal (z. B. Mehrwegeausbreitung) ergeben.


Störungen und Beeinträchtigungen

Am Standort des Hochgeschwindigkeitszugangs sind folgende weitere Packet-Radio-Netzzugänge, Linkstrecken, Phonie- und ATV-Sende/Empfangsanlagen sowie Baken installiert:

Baken 23 cm, 13 cm, 9 cm, 6 cm, 3 cm, 1,5 cm

Digipeater DB0TUD: Link DB0MED 23cm

Link DB0DSD 23cm

Zugang 9600Bd 23cm

Zugang 9600Bd 438,400/430,800 MHz

Phonie-Relais/SMB: 438,875/431,275 MHz

ATV-Relais: Ausgabe 23cm

Eingabe 13cm

Ein-/Ausgabe 3cm

Gegenseitige Beeinflussungen insbesondere mit den im 70cm Band arbeitenden Komponenten konnten nicht festgestellt werden. Es traten ebenfalls keine Beeinträchtigungen durch das räumlich unmittelbar in der Nähe befindliche Personenruf-System auf.

 


Abbildungen

76k8 modem (left) and EPP adapter (right)
RF part of the 76k8 TCVR

76k8 equipment of DL1DXA


Zusammenfassung und Fazit

Mit dem Hochgeschwindigkeitszugang ist ein den kommerziellen Übertragungstechniken entsprechendes Kommunikationsmedium im Amateurfunk geschaffen worden. Er stellt einen für die Nutzer unverzichtbaren Bestandteil des Digipeatersystems DB0TUD dar. Sowohl die Nutzung effizienterer Modulationsverfahren als auch die digitale Verarbeitung und Übertragung von Audio- und Videodaten sowie von HTML-Dokumenten motivieren die Fortführung der bisherigen Experimente.


Quellenverweise

[1] Tagungsband Weinheimer UKW-Tagung,1997: Breitbandtransceiverkonzept für Hochgeschwindigkeits-PR

[2] 13. Internationale Packet-Radio-Tagung, TH Darmstadt, 1997: Hochgeschwindigkeits Packet-Radio - Ein Transceiverkonzept für das 70cm Band (Martin Liebeck, DL2ZBN und Alexander Kurpiers, DL8AAU)

[3] 13. Internationale Packet-Radio-Tagung, TH Darmstadt, 1997: Ein ModemaAdapter für den EPP (Wolf-Henning Rech, DF9IC, Johannes Kneipp, DG3RBU, Gunter Jost, DK7WJ und Thomas Sailer, HB9JNX)

[4] FSK+ Modem. Adacom-Magazin, 1997

[5] http://www.afthd.tu-darmstadt.de/~flexnet

[6] http://www.baycom.org


               Grüße von Uli, DL1DXA
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